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Die Kunst, Krisen zu meistern, ohne sie zu meistern

Ukrainekrieg, Coronapandemie, Klimakatastrophe. Wir sind umgeben von tiefgreifenden gesellschaftlichen Krisen. Es vergeht praktisch kein Gespräch mit Freund*innen, Familie und Geschäftspartner*innen, ohne dass sie zur Sprache kommen. So teilen wir unsere Sorgen und sprechen uns Mut zu. Im Kontext dieser globalen Katastrophen erscheinen uns unsere eigenen Probleme banal. Aber gerade die eigenen, ganz persönlichen Probleme und Herausforderungen beeinflussen uns im Alltag natürlich am stärksten. Manchmal lassen sie sich gut lösen, manchmal werden sie zu überwältigenden Krisen.

Veränderungen sind Krisen

Gab es einen Zeitpunkt in Ihrem (beruflichen) Leben, an dem es Ihnen schlecht ging und Sie darunter gelitten haben? Haben Sie in Ihrem (beruflichen) Leben mal einen Rückschlag erlitten? Wie sind Sie damit umgegangen? Eine Krise ist ein Bruch der Kontinuität oder Normalität, eine Veränderung also. Das kann das Auftreten einer Krankheit sein, das Ende einer Partnerschaft, ein Jobverlust oder auch eine allgemeine berufliche Transformation. Jede Veränderung bringt Unsicherheit mit sich und kann als Krise empfunden werden. So nimmt der Mensch Veränderungen als Stress wahr, mal stärker, mal nur ganz leicht.

Auf Krisen folgen Neuorientierungen

Über diese persönlichen Krisen zu sprechen, fällt vielen Menschen eher schwer. Im beruflichen Kontext ist es fast schon ein Tabu, darüber zu sprechen. Eher fühlen sich Menschen dazu gezwungen, ausschließlich über Erfolge zu berichten. Vielleicht liegt es am Zeitgeist des Positivismus, der auch in der Berufswelt mittlerweile fest verankert ist und diktiert, Probleme eher von der positiven Seite zu betrachten und gar jedes Scheitern als Chance verstehen zu wollen. Selbsternannte Motivationscoachs teilen uns ja auch ununterbrochen mit, dass alles nur eine Frage des Mindsets ist und jede Herausforderung in einen Erfolg umgewandelt werden kann, wenn wir nur unsere Perspektive darauf verändern.
Dem ist leider nicht so. Krisen und auch das Scheitern an Herausforderungen gehören zum Leben. Nicht alles kann in ein gutes Ende umgewandelt werden. Manchmal ist und bleibt ein Misserfolg ein Misserfolg. Das fühlt sich nicht gut an. Manchmal ergibt sich aus einer Veränderung eben keine bessere Option. Manchmal ist ein Verlust eben einfach ein Verlust. Und dennoch geht das (berufliche) Leben weiter. Statt eine Krise meistern zu wollen, obwohl dies eben nicht immer möglich ist, ist es eher richtig, die Krise und ihre Konsequenzen zu akzeptieren. Diese Erkenntnis ist in meinen Augen ein Ausdruck von Stärke und ich erachte dies als ersten und wichtigsten Schritt für die Konfrontation mit einer Krise. Wie Menschen dann durch die Krise gehen, ohne daran zu zerbrechen, ist ganz individuell. Manchmal hilft Sport oder Meditation, manchmal helfen Expert*innen, Klarheit zu finden, manchmal ist es der Austausch mit Freund*innen und Familie. In jedem Fall erfolgt eine Neuorientierung und das Einschlagen eines neuen Pfades.

Bleiben Sie ehrlich und mutig

Da es uns heute so erscheint, dass wir besonders viele gesellschaftliche Krisen durchleben, erachte ich es auch auf gesellschaftlicher Ebene als ungemein wichtig, dass wir lernen, mit Krisen umzugehen. Dafür braucht es Leader*innen, die ehrlich und mutig sind und in unsicheren Zeiten Orientierung geben. Leader*innen, die uns aufzeigen, dass wir uns als Gesellschaft gegenseitig stützen müssen. Das ist für mich Leadership.