Zum Hauptinhalt

Vakanzkostenanalyse: Umsatzeinbußen in Millionenhöhe für Deutschlands Top Pharmaunternehmen

So viel kosten unbesetzte Stellen 

Die Vakanztage in Deutschland steigen mit Ausnahme der Corona-Pandemie-Zeit seit 2010 an. Unternehmen benötigen demnach immer länger, um Stellen passend zu besetzen. Nicht nur der War for Talents wird dadurch intensiver, auch die Kosten für Arbeitgeber:innen steigen erheblich. Dass unbesetzte Stellen direkte Opportunitätskosten mit sich ziehen, zeigt sich auch bei den Pharmariesen Deutschlands.

Oftmals werden Vakanzkosten unterschätzt, da Unternehmen dem Irrtum folgen, dass das Gehalt gespart werden würde. Meine Untersuchung zeigt, dass die Top-Pharmaunternehmen allein im Bereich Sales und Marketing durchschnittlich Einbußen von 851.200 Euro machen. Besonders AbbVie kommen vakante Stellen mit 2,55 Millionen Euro teuer zu stehen.

Für meine Untersuchung wurden alle Stellenanzeigen von 30 umsatzstarken Pharmabetrieben für den Standort Deutschland im April 2023 erfasst. Anschließend wurden Marketing- und Salespositionen herausgefiltert. Die Vakanztage der Fachkräfte stammen von der Bundesagentur für Arbeit ebenso wie die durchschnittlichen Bruttogehälter.

Fehlende Salespositionen kosten Bristol-Myers Squibb das meiste Geld 

Das Pharmazieunternehmen Bristol-Myers Squibb erleidet demnach mit stolzen 2,07 Millionen Euro den größten Verlust durch nicht besetzte Sales-Stellen. 15 Vertriebspositionen werden derzeit auf der offiziellen Karriereseite ausgeschrieben. Mit großem Abstand folgt das Unternehmen AbbVie, hier betragen die Vakanzkosten 1,8 Millionen Euro (13 unbesetzte Stellen). Abbott nimmt den dritten Platz der Untersuchung ein: 1,24 Millionen Euro werden hier für neun gesuchte Vertriebler:innen fällig. 

Zumindest, wenn es nach den offiziellen Karriereseiten der Unternehmen geht, entstehen für Roche, BioNTech, GlaxoSmithKline und fünf weitere Pharmabetriebe keine Kosten für vakante Salespositionen. Für den Standort Deutschland werden dort keine Mitarbeiter:innen im Vertrieb gesucht. 

 

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von datawrapper.dwcdn.net zu laden.

Inhalt laden

Beiersdorf, Evonik und Sanofi haben die höchsten Umsatzverluste für vakante Marketingpostionen

Das Unternehmen Beiersdorf sucht fleißig nach Marketing-Personal: Kosten in Höhe von fast 1,2 Millionen Euro (16 freie Stellen) gehen hier aus den Vakanzen hervor. Auf Platz zwei des Negativ-Rankings folgt Evonik mit 15 offenen Positionen und Vakanzkosten in Höhe von 1,13 Millionen Euro. Aber auch bei Sanofi sind Marketing-Posten beliebt – 975.000 Euro (13 Stellen) schlagen bei dem Riesen zu Buche

 

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von datawrapper.dwcdn.net zu laden.

Inhalt laden

2,55 Millionen Euro bei AbbVie für unbesetzte Marketing- und Salesstellen

Insgesamt kommen vakante Marketing und Salespositionen AbbVie teuer zu stehen. Die Kosten belaufen sich dort auf 2,55 Millionen Euro. Kein anderes Unternehmen hat in der Analyse vergleichbare Kosten. Die Betriebe Bristol-Myers Squibb und Evonik Industries nehmen in dem Gesamtvergleich den zweiten und dritten Platz mit Vakanzkosten von 2,15 bzw. 1,95 Millionen ein. 

 

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von datawrapper.dwcdn.net zu laden.

Inhalt laden

Anteil an Marketing- und Salesstellen bei den Ausschreibungen 

Marketing- und Salespositionen machen bei AbbVie 22,3 Prozent der Stellenausschreibung aus, für die restlichen offenen Positionen muss das Unternehmen mit weitaus höheren Kosten rechnen. Bei Bristol-Myers Squibb sind mehr als die Hälfte aller ausgeschriebenen Stellen (53,3 Prozent) für Personal aus den Bereichen Marketing und Sales vorgesehen. Niedriger ist der Anteil bei Evonik mit 5,9 Prozent.

Über die Untersuchung
Für die Untersuchung wurden alle Jobs von 30 Top-Pharmaunternehmen über die offiziellen Karriereseiten im April für den Standort Deutschland erfasst. Anschließend wurden die Stellen nach bestimmten Stichworten wie „Marketing“, „Sales“, „Vertrieb“, „Brandmanager“ usw. gefiltert und miteinander verglichen. Stellenangebote von Mutter- und Tochterunternehmen können sich unter Umständen überschneiden. Im nächsten Schritt wurden die durchschnittlichen Bruttogehälter dem Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit entnommen, ebenso die durchschnittlichen Vakanztage für Sales- und Marketingfachkräfte. Bei der Analyse handelt es sich um Schätzungen. Unternehmen, die über ihre offizielle Karriereseite keine Stellen für die untersuchten Positionen ausschreiben, können dennoch Vakanzkosten haben. 
Berechnung zur Ermittlung der Vakanzkosten
Die Formel für die Vakanzkosten lautet: Durchschnittliches Gehalt pro Stelle pro Arbeitstag (230 im Jahr) in Deutschland multipliziert mit dem Faktor der betriebswirtschaftlichen Relevanz des Mitarbeitenden für das Unternehmen multipliziert mit der durchschnittlichen Anzahl der Vakanztage bis zur Besetzung dieser Stelle. Für Marketing-Positionen wurde der Business-Faktor zwei gewählt, für Sales der Faktor drei, da diese direkten Einfluss auf den Umsatz haben. Die Formel geht auf Dr. John Sullivan, Professor an der San Francisco State University, zurück.